Affekt und Triebschicksal. Radikal phänomenologische Verortung metapsychologischer Grundbegriffe: Nachträglichkeit – Todestrieb – Sublimierung
Ursprungsfragen werden in der Metapsychologie für unentscheidbar angesehen, da die ständigen Triebumwandlungen ein dezentriertes Subjekt zur Folge haben, dessen Schicksal nur durch nachträgliche Umschreibungen zu einer gewissen Konfliktentspannung führen kann. Der Affekt bezeichnet für eine radikale Phänomenologie die Wirklichkeit allen Erscheinens und liegt daher dem triebhaft Unbewussten noch voraus. Das Buch untersucht die Frage, wie sich Affekt/Triebschicksal in Bezug auf ein originäres Begehren verstehen lassen, das kein endgültiges Triebziel kennt, sondern auf die unbenennbare Einheit einer Lebensimmanenz in jedem Empfinden und Handeln zurückverweist. Insofern beinhaltet der reine Affekt keinen Todestrieb, ermöglicht jedoch jene Sublimierung, die für Freud eine gewisse Synthese zwischen Lust- und Realitätsprinzip zulässt. Da sich diese Möglichkeit besonders in der Ästhetik zeigt, kann dadurch zugleich der Zusammenhang von Affekt/Pathos als Originarität von Fiktion und Imaginärem aufgewiesen werden. Insgesamt erlaubt der Bezug von Trieb, Affekt und Kunst ein ursprüngliches Kulturverständnis, das der schöpferischen Einbildungskraft mehr Raum zuerkennt, als es der moderne Objektivitätsbegriff zulässt. In methodischer Hinsicht erweist sich die Auseinandersetzung mit der Tiefenpsychologie, welche von radikal phänomenologischen Analysen zur Zeitlichkeit und Transzendenz umrahmt wird, als Erarbeitung einer Meta-Genealogie, die im Sinne originärer Erprobung für alle subjektiven Erfahrungsbereiche relevant ist.
[Inhalt]
ISBN: 978‑606‑697‑169‑0 (paperback)
ISBN: 978‑606‑697‑170‑6 (ebook)
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